Das Wunder von Salurn

23.01.2011
Das Wunder von Salurn
Die Fans stimmen sich vor dem Spiel ein.
Wir schreiben den 2. Juni 2005. Am Fußballplatz von Salurn läuft die 93. Spielminute. Walter Insam legt sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht. Die Spannung ist am Siedepunkt angelangt. Sein Schuss ist platziert. Der gegnerische Tormann Toccoli streckt sich umsonst und der Ball schlägt im rechten unteren Eck ein. Tor! 3-2 für Naturns. Geschafft!
Nach 5 Jahren steigt der SSV wieder in die höchste regionale Amateurliga auf. Der Jubel ist grenzenlos. Zum wiederholten Male entscheidet sich eine Saison im letzten Spiel und buchstäblich in letzter Minute.
Doch drehen wir das Rad der Zeit ein wenig zurück und lassen die Saison 2004/05 kurz Revue passieren. Mit Walter Insam wurde ein Spielertrainer engagiert, der durch seine Erfahrung, so die Hoffnung der Vereinsführung, der Mannschaft zum entscheidenden Qualitätssprung verhelfen soll. Seine Handschrift war schon bald zu erkennen. Die Trainings wurden interessanter, aber auch intensiver und härter geführt. Niemand konnte sich seines Stammplatzes sicher sein, auch nicht die älteren und erfahrenen Spieler. Walter gab schon bald zu erkennen, dass er kein Problem damit hatte auch den Jungen das Vertrauen zu schenken. Ein harter Konkurrenzkampf war die Folge. Allein die Tatsache, dass bis Ende des Jahres 28 verschiedene Spieler zum Einsatz kamen unterstreicht dies mehr als deutlich. Dieser Druck und die hohen Ansprüche vom Trainer sowie vom Vorstand, zehrte schon bald an den Nerven der Spieler. Zu Saisonbeginn war der SSV die einigste Mannschaft, die mit dem Legionärsclub aus Stegen Schritt halten konnte. Zu Beginn der Rückrunde kam jedoch der Einbruch. Nach acht sieglosen Spielen (7 Unentschieden und 1 Niederlage) in Serie war Stegen enteilt und auch der 2. Platz drohte außer Reichweite zu gelangen. Die Verunsicherung war den Spielern, vorallem den Jüngeren anzumerken. Erst ein glücklicher 2-1 Heimsieg gegen Latsch leitete die Wende ein. Jetzt startete man eine tolle Serie und konnte schon ein Spiel vor Ende der Saison den 2. Platz sicherstellen.
Dieser Rang berechtigte das Entscheidungsspiel in Salurn, um den letzten freien Platz in der Oberliga zu spielen, gegen den Tabellenzweiten aus der Nachbarprovinz Trient. Nichts wurde mehr dem Zufall überlassen. Beim letzten unbedeutenden Heimspiel gegen Schluderns (4-2 Sieg) wurde fast die gesamte Stammelf geschont. Der spätere Gegner Riva del Garda wurde bei deren letzten Meisterschaftsspiel vom „Spion“ Christanell Georg beobachtet. Dessen knapper Kommentar: „Eine extrem spielstarke Mannschaft.“
Der große Tag kam und bereits beim Einwärmen beider Mannschaften herrschte auf der nagelneuen Salurner Tribüne eine tolle Stimmung. Weit über 1000 Zuseher wollten sich dieses Spiel nicht entgehen lassen. Dabei war der Naturnser Anhang zahlenmäßig (Optimistischen Schätzungen zufolge waren es 400) und vor allem akustisch, jenen aus Riva haushoch überlegen.
Das Spiel begann. Der Gegner war tatsächlich technisch sehr beschlagen und enorm ballsicher. Vorallem im Mittelfeld wurde Naturns anfänglich komplett an die Wand gespielt. Die Abwehr geriet schon nach wenigen Minuten unter enormen Druck. Es dauerte dann auch nicht lange und man lag mit 1-0 im Rückstand. Tisi schloss eine tolle Kombination in der 22. Minute ab. Riva bekam nun noch deutlicher Überwasser und erzielte in der 32. Minute das 2-0. Cicuttini nahm einen Pass ideal an, drehte sich geschickt und schlenzte den Ball flach ins lange Eck. Die Stimmung bei den Fans war dem Gefrierpunkt nah. Zu diesem Zeitpunkt hatten wohl nicht einmal mehr die allergrößten Optimisten an eine Wende geglaubt. Zu einseitig verlief das Spiel und zu resigniert wirkten die Naturnser Spieler. Doch es kam anders.
Aus dem Nichts heraus fiel in der 36.Minute der Anschlusstreffer. Peter Mazoll reagierte bei einem Abpraller im Mittelfeld am schnellsten, tunnelte einen Gegenspieler und legte quer. Dort stand Hannes Stecher (damals erst 16 Jahre jung) goldrichtig. Er verlud seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung und schob den Ball aus rund 14 Metern Entfernung ins lange Eck. Die Hoffnung lebte wieder. Kurz danach wechselte sich Spielertrainer Walter Insam selbst ein, um den bis dato unterlegenen Mittelfeld Stabiliät zu verleihen. Jetzt wurde aggressiver verteidigt und der Gegner konnte sein Spiel nicht mehr wie gewohnt aufziehen. Mit dem knappen 1-2 Rückstand ging es in die Halbzeitpause.
In der 2. Hälfte merkte man von Beginn an den unbedingten Siegeswillen bei jedem einzelnen Naturnser Spieler. Man kämpfte um jeden Ball, stand aggressiver zum Gegner und fand von Minute zu Minute besser ins Spiel. Man spürte deutlich wie das Spiel zu kippen begann. In der 65. Minute fiel dann der so wichtige Ausgleichstreffer. Der kurz zuvor eingewechselte Tommy Gurschler bekam am linken Flügel den Ball. Mit einer Täuschung zog er den Ball auf seinen starken rechten Fuß und flankte tief in den Strafraum. Dort setzte sich wiederum Hannes Stecher energisch durch und köpfte zum viel umjubelten Ausgleich ein. Der Gegner war nun sichtlich müde und längst nicht mehr so gefährlich wie zu Beginn des Spieles. Als alle bereits mit der Verlängerung rechneten, schlug der SSV erneut eiskalt zu. Im rechten Halbfeld wurde der Ball erkämpft und man bekam nach einem Foulspiel einen Freistoß zugesprochen. Alle kopfballstarken Spieler rückten auf. Spielertrainer Insam brachte einen perfekt getretenen Ball hoch in den Strafraum. Matthias Gruber sprang am höchsten und drückte den Ball am Tormann vorbei ins lange Eck. Dort konnte ihn ein Gegenspieler nur noch mit der Hand abwehren. Der gute Schiedsrichter Berlanda aus Rovereto zeigte dem Spieler die rote Karte und zudem folgerichtig auf den Elfmeterpunkt.
Den Endstand von 3-2 fixierte, wie bereits beschrieben Walter Insam. Kurze Zeit später war das Spiel zu Ende. Was folgte war grenzenloser Jubel, und so mancher musste erst einmal tief durchatmen, um zu verstehen was sich an diesem Tag abgespielt hatte. Die Aufstiegs-Party konnte beginnen.(gp)
Das Wunder von Salurn
Der Kader der Aufstiegssaison 2004/2005
Das Wunder von Salurn
Bereits bei der Rückfahrt im Bus wurde kräftig gefeiert...
Das Wunder von Salurn
... und bis spät in die Nacht ging es weiter
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